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1. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 146

1877 - Leipzig : Teubner
146 Asta — Astrologia. militärischer Despotenstaat, in welchem man durch den Kriegsdienst zu den ersten Würden gelangte. Ein priesterliches Element blieb zwar, hatte jedoch keinen überwiegenden Einfluß. Die Religion bestand in einem, dem babylonischen ähnlichen, nur in den Namen abweichenden, planetarischen Dienste. Vgl. M. v. Niebuhr, Geschichte Assurs und Babels (1857). M. Duncker, Gesch. des Alterthums, Bd. 1. Asta, 1) mit dem Beinamen regia, römische Kolonie in Hispania Baetica nördlich von Gades. Liv. 39, 21. — 2) eine der bedeutendsten Städte Liguriens, j. Asti, am Zusammenflusse des Urbis und des Tartarus. Astaböras, ’Jorceßoqccg, Fluß in Aethiopien, der sich mit dem Nil vereinigt. Astäkos, ’Jörßfhog, 1) s. Melanippos. — 2) Hafenstadt im westlichen Akarnanien am ionischen Meere, j. Dragameste. Thue. 2, 30. 33. — 3) Eo-lonie der Megarer, von den Athenern verstärkt, im südöstlichen Winkel des gleichnamigen Meerbusens in Bithynien, südlich von Nikomedia; wahrscheinlich hieß sie nun Olbia, bis sie von Lysi-machos zerstört wurde. Mel. 1,19, 4. Strab. 12, 563. Astäpos, "Agtutios, oder Astape, ein Nebenfluß oder Arm des Nil, der die westliche Seite der sogenannten Insel Meroe umfließt, j. Bahar el Azrek. Astarte, syrisch-phoimkische Göttin, welche mit der Aphrodite verglichen wird, auch als ’A&rivuis oder Uexrjvoilr] bezeichnet. Ihr Tempel in Tyros wird besonders erwähnt. Asteria, ’Jozzqioc, Tochter des Titanen Koios und der Phoibe, Schwester der Leto, wurde, als sie den Umarmungen des Zeus entfliehen wollte, in eine Wachtel (ogr-u^) verwandelt, stürzte sich ins aigaiische Meer und wurde eine Insel, Asteria, dann Ortygia, zuletzt Delos (s. d.) genannt. Apollod. 1, 2, 2. Aster ton s. Europa u. Minos. Asterope s. Aisakos. Astrabäkos, ’Jorqüßayiog, ein alter lakonischer Landesheros aus dem Geschlechte der Eurystheuiden, der in Sparta ein Heroon hatte und göttlich verehrt wurde. Mit der Frau des Ariston soll er den Demaratos erzeugt haben. Rät. 6, 69. Astraia s. Dike. Astrologia und Astronomia. Während der classischen Zeit hieß bei den Römern die Sternkunde astrologia; später sonderten sich die Begriffe so, daß die astrologi aus der Konstellation der Gestirne das Schicksal der Menschen beuteten, und die astronomi beit Lauf und bte Verhältnisse der Himmelskörper zu einanber und zur Erbe berechneten. Schon in den allerfrühesten Zeiten würden die Bewohner des Orients durch ihr Leben und ihre Beschäftigung auf die Beobachtung des gestirnten Himmels hingelenkt, doch sind die Angaben über den Grad ihrer astronomischen Kenntnisse verworren und unklar. Von da erhielten die Aegypter ihre Belehrungen, die sie dann bis zu einer bedeutenden Höhe vervollständigten; sie theilten zuerst das Jahr in 365 Tage und 6 Stunden. Noch größere Fortschritte machten ihre Schüler, die Griechen, deren erster Astronom der Philosoph Thales war (600 v. C.). Nach Plntarch stellte er folgende Grundsätze auf: die Erde ist der Mittelpunct des Weltalls, der Monb wirb von der Sonne erleuchtet und die Sonnensinsterniß entsteht in Folge des Durchgangs des Mondes vor der Sonne. Auch soll er nach Rdt. 1, 74. Plin. 2, 9, 12. zuerst eine Sonnensinsterniß vorausgesagt haben. Die ihm von Plutarch ebenfalls beigelegte Behauptung von der Kugelgestalt der Erbe wirb ihm von anberer Seite abgesprochen. Von Späteren werden zum Theil Grundsätze und Behauptungen ausgestellt, die auf überraschende Weise das Richtige andeuteten, z. B. die Behauptung Demokrits (470 v. C.), daß die Milchstraße der Schein unzählig vieler Sterne sei, oder die Lehre der Pythagoreer von der Axenbewegung der Erde, der zufolge Aristarch (270 v. E.) die jährliche Bewegung der Erde um die Sonne aussprach. Indessen waren dies immer nur theoretische Schlüsse und Muthmaßungen; es fehlte dazu die genauere Beobachtung des Himmels, weil weder die Mathematik noch die Mechanik sich zu der erforderlichen Höhe der Ausbildung erhoben hatte. Eudoxos (um 366 v. E.) war der erste, welcher die Specu-lation auf die wirkliche Betrachtung des Himmelsgewölbes zurückführte. Da feine Werke nicht auf uns gekommen sind, so wissen wir von seinen astronomischen Resultaten nur Gelegentliches, z. B. lehrte er nach Sen. quaest. nat. 7, 3. die Bewegung der Planeten. — Aristoteles kehrte wieder zur Speculation zurück. Er behauptet und beweist ausdrücklich die Kugelgestalt der Erde, des Himmels und der Gestirne; die Erde im Mittelpunct des Universums ist unbeweglich. Die Schärfe feiner Beweise ist überraschend, und nur zu bedauern, daß ihm nicht eine größere Erfahrung und Beobachtung zur Seite stand. — Der Seefahrer Pytheas aus Masfilia (284 v. E.) brachte von seinen Reisen nach Norden die Nachricht zurück, daß dort die Sonne 6 Monate lang nicht untergehe, vgl. Plin. 2, 75, 77., was ihm jedoch Niemand glaubte, namentlich von Strabon mehrfach bestritten wird. Auch durch Aristarch aus Samos (um 270 v. C.), wurde die Frage nacki der Entfernung der Himmelskörper sehr scharfsinnig erörtert. Der eigentliche Begründer der Astronomie als Wissenschaft aber ist Hipparch (um 140 v. C.), der zu dem Grundsätze des Eudoxos zurückkehrte, daß man in der Astronomie von den sorgfältigsten Beobachtungen ausgehen müsse, und bnmit hat er für alle späteren Zeiten dieser Wissenschaft den Weg vorgezeichnet. Nach ihm bewegt sich bte Sonne kreisförmig um bte Erbe, doch nicht in gleicher Geschwindigkeit. Die Länge des Jahres berechnete er auf 365 Tage, 5 St., 55 Min. 12 Secunden. Nach Pliuius (2, 9, 12.) hat er den Lauf der Sonne und des Mondes auf 600 Jahre im voraus bestimmt, die Zeiten des Voll- und Neumondes, so wie die Tageslänge angegeben und die Lage der Orte nach Läuge und Breite berechnet. Der letzte Astronom des Alterthums ist Ptolemaios (um 130 n. C.). Er verarbeitete die Entdeckungen des Hipparch und seine eigenen zu einem förmlichen System. Seine Lehre galt unter dem Namen des ptolemaiischen Weltsystems durch das ganze Mittelalter hindurch und kam in der Kürze daraus hinaus: daß die Erde eine Kugelgestalt hat und im Mittelpuncte des kugelrnnben Universums unbeweglich ruht. Sonne, Monb, Planeten und Fixsterne bewegen sich in verschiedenen Entfernungen um sie herum. — Unter den Römern ist kein berühmter Astronom erstanden, weshalb auch Cäsar sich zur Verbesserung des Kalenders den Sosigenes

2. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 361

1877 - Leipzig : Teubner
Entella — Epameinondas. 361 der Name verschwunden und Gerenia üblich. Ii. 10, 150. 292. Entella, "Ewsua, alte Stadt Siciliens tut westlichen Theile der Insel am Krimissos, sür die Geschichte der Insel zu den Zeiten der Dionyse nicht unwichtig. Diod. Sic. 14, 9. 15, 73. 16, 67. Cic. Verr. 3, 43. 103. Einen Fluß gleichen Namens in Etrurien nennt Ptolemaios. Entoria, die Tochter eines römischen Landmannes, gebar dem Saturn, welcher ihren Vater besucht hatte, 4 Söhne: Janus, Hymnus, Fanstus und Felix, welche von ihrem Erzenger im Weinbau unterwiesen wurden, im berauschten Zustande aber den Großvater tödteten, dann sich selbst das Leben nahmen. Bei einer späteren Hungersnoth, welche man als Strafe des Gottes auslegte, stiftete Lu-tatius Catulns einen Altar mit 4 Gesichtern am tarpejischen Felsen und nannte einen Monat Januar. Vgl. Ikarios. Enyaliosj ’Ewulios, Beiwort des Ares, selten bei Corner als Adjectiv, öfter substantivisch als Name des Gottes.(17. 13, 519. 22, 132. u. anderswo). Einen besondern Dämon dieses Namens wollte man sonst in dem attischen Ephebeneide finden. Jetzt ist das Komma zwischen und ’Ev. gestrichen. Der Name kommt von ’Ewc6, der Personisication des Kriegsgetümmels. Enyo s. Bellona, Gürgo it. Rb ea Kybele. Eordaia, ’Eoqscclcc, od. Eorclia, ’Eoqslk, eine von den illyrischen Eordi bewohnte Landschaft des südlichen Makedoniens am Bcrmiosgebirge und Haliakmonflnß, durch welche die Egnatische Straße ging, mit den Städten Kelle, Arnissa, Phiska und Galadrai. Hdt. 7, 185. Thue. 2, 99. Pol. 18, 16,3.34, 12,8. Liv. 31, 39f. 33, 8. 42,53. 45,30. Eos, ’Hcög, Aurora, die Göttin der Morgenröthe, Tochter des Hyperion und der Theia, Schwester des Helios mtb der Selene. Hesiod. theog. 371. Der Name r]toq, aiol. avag, kommt von arjfii, uveo, wehen, weil mit dem Anfange des Frührvths gewöhnlich Windhauch verbunden ist; fv kommt Aurora von aura. Die rosenfingrige (poöodaxzvzog, „von den fünf blaßrothen, perpen-dicnlär am Horizonte aufsteigenden Lichtstreisen, die man in Kleinasien und Griechenland ^überhaupt im Süden) vor dem Aufgange der Sonne wahrnimmt", Ameis zu Horn. Od. 2, 1.), hellglänzende Göttin imsafrangewande (hqok6ti£7i1os, vgl. Verg. A. 7, 26. Aurora in roseis fulgebat lutea bigis) erhebt sich des Morgens in aller Frühe von ihrem Lager aus dem Okeauos und bringt, indem sie mit ihrem Gespann weißer und röthlicher Rosse ihrem Bruder Helios voran an den Himmel fährt, den Menschen und Göttern das Licht des Tages. So ist sie bei Homer die Göttin des Tagesaufgangs, des Tageslichts im Allgemeinen, aber nicht die Göttin der Tagesdauer; erst bei deu Tragikern wird sie der He-mera gleich, welche bei Hesiod, noch von Eos verschieden, eine Tochter der Nyx und des Erebos ist (theog. 124. vgl. 748.). Die Göttin des Früh-roths, welche noch beim Flimmern der Sterne mit Windeshauch sich hebt, gebar dem Sternenmann Astraios die Winde Argestes, Zephyros, Boreas und Notos, sowie den Heosphoros und die übrigen Sterne (Hesiod. theog. 378); wie die hinwegraffenden Sturmesgöttinnen, die Harpyien, entführt sie Meufchen, jedoch nur, um ihrer Liebe sich zu erfreuen, so den Tithon os, deu Sohn des troj. Königs Laomedon. Zeus gewährte ihr für denselben ewiges Lebsn. Allein sie hatte nicht um ewige Jugend für denselben gebeten; daher trockneten seine Glieder aus und es schwand seine Stimme. Sie verschloß ihn daher in ein Gemach (hymn. in Ven. 3, 219—238.) oder verwandelte ihn in eine Cikade. Die Vergänglichkeit der Schönheit der Eos wird auf den grau gewordenen Gatten übertragen. Sie gebar dem Tithonos den Emathion uud'memuou (Hesiod. theog. 984.), den König der Aithiopen, welcher vor Troja kämpft und von Achilleus erlegt wird. Auch den Orion entführt sie, den Kleitos, den Sohn des Man-tios (Od. 5, 121. 15, 250.), und von dem Gipfel des Hymettos in Attika den Kephalos, den Gatten der Prokris. Ov. met. 7, 700. Einen Cultus hatte Eos nicht. Dargestellt wird sie entweder aus dem Wagen, in prächtiger Gestalt, oder als Führeriu der Sonnenrosse, eine Fackel in der Hand. — Bei den lat. Dichtern ist Aurora ganz gleich mit Eos. ’Exayysxia hieß in Athen die in der Volksversammlung ausgesprochene, bisweilen selbst eidlich bekräftigte Erklärung, eine Criminalklage gegen Jemanden anstellen zu wollen (So-Aiuagluy zivi snayytlleiv), besonders gegen Redner und Staatsmänner, die vor dem Volke austreten wollten, gerichtet, um im Vorwege das in sie gesetzte Vertrauen zu schwächen. ’Ejiayojyri hieß 1) der magische Bannspruch, womit man namentlich die unterirdischen Götter zum Beistände der Menschen oder böse Geister zum Schrecken eines andern heraufbeschwor, oft verbunden mit snco8ri\ — 2) in der Logik und Rhetorik die Jndnction, der Beweis aus der Erfahrung, vom Einzelnen zum Allgemeinen aufsteigend, im Gegensatze des eigentlichen Syllogismos. Epakria s. Attika^ 6. 17. Epakten, fnay.xai! (rjueqcu.), die Ueberschuß-tage, die durch die Zusammenstellung zweier ungleicher Zeiträume entstehen, namentlich die (11 an der Zahl), welche das Sonnenjahr vor dem Mondjahre voraus hat. Epameinondas, 'Enufitivcovsag, boiotisch ’Enu-fuv., der Thebauer, Sohn des Polymnis, aus einer edlen, aber unvermögenden Familie, war um 418 v. C. geboren. Bis zu seinem 40. Jahre verwandte er sein Leben auf körperliche und geistige Ausbildung, besonders hatte auf ihn die Lehre und der Umgang des Pythagoreers Lysis Einfluß, der in seinem Hause eine Freistätte gefunden harte. Flut. mus. 31. Cic. de or. 3, 34. Paus. 9, 13, 1. Nep. Epam. 2. Die politische Richtung der damaligen Pythagoreer bewahrte ihn indeß davor, sich einem beschaulichen Philosophenleben hinzugeben. Seine gymnastischen Uebungen hatten kriegerische Tüchtigkeit zum bestimmten Ziel, und neben Philosophie, Musik und einer strengen Tugendübung, die sich in Entsagung des Sinnenreizes, Verschmähung des Reichthums und aller Weichlichkeit, Selbstverleugnung und Bescheidenheit äußerte, war doch Thätigkeit und Aufopferung für Vaterland und Mitbürger die höchste Idee feines Lebens. Gerade aber weil ihm vielleicht unter allen Griechen die hohe Aufgabe einer Republik zum klarsten Bewußtsein gekommen war, hielt er sich fern von politischen Parteiungen, ob-

3. Reallexikon des classischen Alterthums für Gymnasien - S. 714

1877 - Leipzig : Teubner
714 Mathematische Geographie. soll, inmitten der Weltenhohlkugel schweben, bei Auaximeues soll sie von der in der einen Welthalbkuge! zusammengepreßten Lnst getragen werden, Lenophaues gibt ihr Wnrzeln, die sich bis ins Unendliche erstrecken, während bei Parmen ides, der die Erde vermuthlich auch -noch für scheibenförmig Hielt, sie inmitten eines- Weltsystems ineinander gelagerter Kugeln ruht. Die übrigen Philosvheu behalten in der Regel die Scbeibenform bei, nur Leukippos erklärte, die Gestalt der Erde sei die eines Tympanon, also die einer Kesselpauke. Die Längenausdehnung der bewohnten Erde (17 ouovtisvtj) schätzt H erodot zu 37,000—40,000 Stadien. Nachdem noch Pythagoras die Scheibengestalt und Mittelpunctstellung der Erde ohne jede Bewegung gelehrt, bildeten seine Schüler -allmählich das System zu der Lehre von der Kugelgestalt, ihrer excentrischen Lage und der Kreisbewegung um das Central-seuer mit gleichzeitiger Ächsendrehung aus, und Philolaös machte diese Lehre allgemeiner bekannt, in der auch Sonne, Mond und Planeten Kreisbahnen um das Centralfeuer als Weltenherd beschreiben. Später stellten Hiketas, Ekphan-tos, Herakleides aus Pontos die Vermuthung ans, daß Himmel, Sonne, Mond und Sterne still ständen, die Erdkugel aber mit großer Geschwindigkeit um ihre Axe sich drehe. Scheibe ist die Erde noch bei Sokrates; auch Platon spricht ihr nicht die Kugelform zu und läßt sie unbewegt in der Weltmitte schweben, während sich um sie zunächst Mond und Sonne, dann 5 Planetensphären, und zwar die der Venus zuerst, dann die des Merkur, Mars, Jupiter und Saturn, bewegen. — Erst die Schüler des Sokrates und Platon geben die speculativen Hypothesen aus und wenden sich wirklicher astronomischer Forschung zu, und diese „Mathematiker" (Eudoxos von Knibos, Helikon und Kallippos aus Kyzikos, Philippos aus Opus, Herakleides aus Herakleia in Pontos u. A.) erweisen die Kugelgestalt der Erde und schätzen, wie uns Aristoteles mittheilt, ihren Umfang zu 400,000 Stadien. Aristoteles erwarb sich dadurch um die mathematische Geographie ein großes Verdienst, daß er jene von den „Mathematikern" gewonnenen Kenntnisse zu sammeln, zu ordnen und zu vervollständigen wußte und sie dann zu dem Aufbau seines Weltsystems verwerthete. __©r bewies für die die Vertiefungen ausfüllende Waffer-maffe die Kugeloberfläche und stellte die Erde ohne Axendrehung in die Weltmitte, während um sie 56 Kugelfchalen, theils recht-, theils rückläufig sich bewegend, die himmlischen Erscheinungen bewirken sollten. — Nachdem zuerst Anajitnander eine Erdkarte gezeichnet hatte, die Hekataios von Milet verbesserte, entwarf Dikaiarchos, der Schüler des Aristoteles, ein Weltbild, in welchem er die bewohnte Erde, die er l1/2 mal so lang als breit erklärte, vermittelst eines durch Rhodos gezogenen Parallels in zwei Hälften theilte, so daß er also den ersten Parallelkreis construirte. Eudemos ermittelte die Schiefe der Ekliptik zu 24°, Pytheas gab die erste Messung der Sonnenhöhe vermittelst des Gnomon, Ari-starchos von Samos bestimmte den scheinbaren Sonnendurchmesser, suchte das Verhältniß der Abstände der Sonne und des Monbes von der Erbe festzustellen und sprach mit Bestimmtheit die Ansicht aus, daß die Erde in einem schiefen Kreise um die (Sonne sich bewege und um die eigene Axe sich drehe. Der letzteren Behauptung soll auch Seleukos aus Seleukeia am Tigris (um 150 v. E.) beigepflichtet haben. Da aber keine Beweise beigebracht werden konnten, hielt man die aristotelische Lehre fest, und Archime-des fertigte ein vollständiges Planetarium an, eine kleine Erdkugel in einer gläsernen Sphäre, umkreist von den Planeten in verschiedenen Entfernungen und mit verschiedenen Geschwindigkeiten. Andere Nachbildungen waren die Ringkugeln oder Armillarsphären des Eratosthenes. — Nachdem neue Schätzungen, wie Archimedes mittheilt, den Erdumfang zu 300,000 Stadien angegeben hatten, unternahm Eratosthenes (276—196 v. C.) die erste und einzige wirkliche Messung der Erdgröße im Alterthum und schloß folgerichtig aus seiner Gradmessung, daß der Erdumfang 250,000 Stadien betrage, eine Zahl, die später willkürlich auf 252,000 Stadien erhöht wurde, um genau 700 Stadien auf einen Grad rechnen zu können. Durch diese Erdmessung, durch seine verbesserte Erdkarte, in der schon mehrere Meridiane und Parallelkreise gezogen sind und endlich durch ein geographisches Werk (Fsaygayltid), das zum ersten Male die Lehre von der Erbe systematisch behanbelt, würde er der Begrünber der wissenschaftlichen Geographie. Hipparch, der große Astronom, stellte behufs genauerer Bestimmung der geographischen Längen eine Finsterniß-tabelle auf und entwarf ferner eine Breitentabelle, welche von Grad zu Grad fortschreitend die für einen jeden der 90 Parallelkreise der nördlichen Hemisphäre berechneten Himmelserscheinungen und Tageslängen verzeichnete. Daraus ergab sich ihm eine Eintheilung der nördlichen Erdhälfte in sog. Klimata, Erdgürtel (Ptolemaios gibt in feiner Geographie deren 21, im Altnagest 38 an), die nach bestimmten Tageslängen abgegrenzt würden. Die Schiefe der Ekliptik wurde in Uebereinstimmung mit Eratosthenes genauer gemessen, und durch ' sorgfältige Beobachtung gelang ihm sogar die Entdeckung der Präcession der Nacht-gleichen und der ungleichen Geschwindigkeit der Sonne in ihrer Bahn, die ihn auf eine excentrische Stellung der Erde in dem Sonnenkreise und demnach auf die richtige Behauptung führte, daß die Sonne im Winter der Erde näher sei. Krates von Mallos verfertigte, abgesehen von der kleinen Erdkugel im Planetarium des Archimedes, den ersten größeren Erdglobus, und Poseidonios aus Apameia, der Freund Ci-cero's, trug durch Wort und Schrift zur Ausbreitung der Lehre von der Erde viel bei, wenn von ihm auch keine eigenen Entdeckungen und Messungen herrühre«. Er billigte unter den neueren Schätzungen diejenige, welche die kleinste Erd-größe, nämlich 180,000 Stadien, für den Erdumfang ergab {Strab. 2, 95.), und die späteren Geographen, zumal Mariuos, Ptolemaios (selbst sogar Eolumbus) behielten biefe Zahl bei, schätzten 'also die Erbe zu klein. Was die Vorgänger und namentlich auch Marinos von Ty-ros auf dem Gebiete der mathematischen Geographie geleistet, faßte Klandios Ptolemaios I in feiner Mcc&r}[iectlhr) avvrcc^ig (Altuagest) zu-

4. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 323

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
Vierte Abtheilung. Das Wichtigste aus der astronomisch-physikalischen Geo graphie. 8 120. Kurzer Ueberblick der astronomischen Entdeckungen. Die Völker des Alterthums ließen sich von dem Scheine zum Glauben verleiten, daß die Erde der Kern des Weltalls und in Rnhe sei, daß die Sonne, der Mond und die Gestirne sich um die Erde bewegen, und daß die Erde den Mittelpunkt des Weltalls bilde. Sie hielten es dabei für eine entschiedene Bevorzugung, auf der Mitte der Erde zu wohnen. So glaubten die Inder, ihr Götterberg Meru bilde das Centrum der von Ge- birgen eingefaßten, auf dem Weltmeer schwimmenden Erdfcheibe und jenseit des Himalaya beginne bereits der Ocean. Die Juden dachten sich in Jesaias Zeit (777 v. Chr.) , die Erde sei eine vom Meere umflossene, von Säulen getragene Platte, in deren Mittel- punkt Jerusalem liege. Homer, welcher vor Jesaias lebte, hält die Erde für eine Scheibe, welche vom Ocean umflossen sei. „Ueber sie gespannt ist die feste Wölbung des Himmels, welcher auf Säulen ruht und unter wel- chem Helios und Selene, die Hyaden und Plejaden, die große Kraft des Orion und die Bärin, die immer den Orion sieht und von allen Gestirnen allein niemals in den Ocean hinabsteigt, auf Wagen dahinrollen. Helios steigt des Morgens aus dem Ost-Oceau herauf, umfährt die krystallene Feste in höherem oder niederem Bogen, und senkt sich am Abend im W. in den Ocean, von wo er auf goldenem Kahn über N. zurück nach O. fährt, um des andern Tags seinen Laus wieder zu erneuern." Homer hielt Griechen- land für die Mitte der Erde; seine Vorstellungen hielten sich bis zum 6. Jahrh, vor Chr., obwohl schon früher die Chaldäer in Babylon (§ 114) richtigere Ansichten vom Weltall gehabt haben müssen, welche den Griechen und Römern erst später bekannt wurden. Thales aus Milet, einer der 7 Weltweisen Griechenlands (600 v. Ehr.), verstand es bereits, eine Sonnen- finsterniß zu berechnen; er hielt das Himmelsgewölbe für eine hohle Kugel, welche den platten Erdkörper sammt der Luft über und unter dem Meere umschließe. Um 550 v. Chr. vermuthete Pythagoras von Samos die Kugel- gestalt der Erde, worüber freilich der griechische Geschichtsschreiber Herodot (450) lächelt. Aber Aristoteles von Stagira (350) pflichtete dem Pythagoras vollkommen bei und lehrte: „Das Wasser sucht immer die niedrigste Stelle, die dem Mittelpunkt der Erde am nächsten liegt; es kann mithin an keinem

5. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 324

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
324 Orte der Erde höher, als einem andern stehen, sonst würden die höher stehenden Theile nach den niedern fließen und sich ins Gleichgewicht setzen. Aber wenn alle Theile der Oberfläche des Meeres gleich weit von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkt sind, so muß die Gestalt des Meeres die der Kugel sein, weil nur bei einer Kugel alle Theile der Oberfläche gleich weit vom Mittelpunkt entfernt sind." Aristoteles dachte sich aber diese Erdkugel frei in der Luft schwebend und unbeweglich. Einen bedeutenden Fortschritt in der Himmelskunde niachten die alexandri- nischen Gelehrten. Schon Ercitostheues (240 v. Chr.) lehrte, das Weltge- bäude drehe sich uni eine Achse, welche man als grade Linie vom Polarstern durch den Mittelpunkt der unbeweglichen Erdkugel bis zum Südpol des Himmels gezogen denken müsse. Ein Jahrhundert nach ihm lebte der Koper- nikus der alten Welt, Aristarch von Samos; er behauptete, „die Erde drehe sich um sich selbst und in einem schiefen Kreise um die Sonne." Abermals 100 Jahre später lebte der größte.astronom des Alterthums, Hipparch von Nicaea; er bestätigte die Lehre des Aristarch und fand, daß die Erde keines- wegs im Mittelpunkte der kreisförmigen Sonnenbahn stehe, daß die Tag- und Nachtgleichen am Himmelsäguator von O. nach Wl fortrücken und daß der Mond in seinen Bewegungen große Ungleichheit darbiete. Da sie aber ihre Behauptungen mit zu wenig schlagenden Beweisgründen gegenüber der festgewurzelten alten Ansicht unterstützen konnten, so gerieth die Wahrheit allmählich in Vergessenheit, besonders da man aus falscher Ueberzeugung, Etwas besser zu verstehen, die Lehren des Pythagoras, Aristoteles und der Alexandriner, sowie ihrer Vertheidiger und Anhänger lächerlich zu machen sich nicht entblödete. Die Folgerungen aus der Kugelgestalt der Erde, wo- zu auch die Lehre von den Antipoden (S. 9) gehörte, waren es insbeson- dere, welche den römischen Dichter Lnkretius (50 v. Chr.) und den griechi- schen Geschichtschreiber Plntarch (50 n. Chr.) veranlaßterr, sich über die Philosophen lustig zu machen, welche lieber die Menschen taumelnd und wie Betrunkene schief und nach allen Richtungen von einander abweichend und gleich Eidechsen und Maden am untern Theil der Erde kriechen lassen wollen, als ihren närrischen Vorstellungen zu entsagen. Um 130 n. Chr. trat der letzte große Astronom des Alterthums auf, Ptvlemiius aus Pelusium in Aegypten. Aus der Grundlage der damals all- gemein herrschenden Ansicht sammelte er in seinem Werke, welches in der arabischen Uebersetzung „Almagest" heißt, die Lehren der Astronomen, und bildete daraus „das Lehrgebäude des ptolemäischen Systems." Die Grund- züge desselben sind: Die Erde steht im Weltall still in der Mitte von mehreren eoncentrischen Kreisen oder Sphären (Hohlkugeln), in welchem sich der Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn, die 7 Planeten der Alten, bewegen. In der achten Sphäre bewegen sich alle Fixsterne. Eine 9. und 10. nahm er an, um die von Hipparch gefundene Präeession (Vorrücken) der Tag- und Nachtgleichen zu erklären, und endlich noch eine 11., welche als primum mobile alle andern umschloß und alle 10 innern Sphären jeden Tag von O. nach W. um die stillstehende Erde herumführte. Dadurch erklärte er die Entstehung von Tag und Nacht; um aber die Jahreszeiten erklären zu können, mußte er der Sonne noch in ihrer Sphäre eine eigenthümliche, schraubenförmige jährliche Bahn zuer-

6. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 327

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
32 7 pen und Bildern vereinigte (§ 124.) Aber erst seit Kopernikus denkwür- diger Entdeckung hat man die Sterne genauer unterscheiden und in Klassen bringen gelernt. Alle Sterne des Himmels zerfallen nämlich in 4 Klassen: 1) Fixsterne oder solche, welche durch eigenes Licht glänzen und im Allge- meinen ihre Stellung zu einander nicht verändern; 2) Planeten oder Wandel- sterne, welche nicht durch eignes Licht leuchten, sondern dasselbe von einem Fixstern (Sonne) empfangen, um welchen sie sich bewegen; 3) Monde (Neben- planeten, Trabanten oder Satelliten), welche, wie die Planeten, von einer Sonne erhellt werden, sich zunächst um einen Hauptplaneten und mit diesem um die gemeinschaftliche Sonne bewegen; 4) Kometen (Haar- oder Schwanz- sterne), welche sich um die Sonne bewegen und auf der der Sonne entgegen- gesetzten Seite durch einen längern oder kürzern Lichtstreifen auszeichnen. Endlich gewahrt man noch „schießende Sterne oder Sternschnuppen" , welche wie Lichtfunken sich rasch fortbewegen und unsern Blicken bald entschwinden; man hält sie jetzt für eine besondere Art planetischer Individuen. Die Mehr- zahl der Sterne sind Fixsterne, sie glänzen in verschiedenem Lichte, bald heller, bald röthlicher, bald stärker, bald schwächer. Nach ihrer Lichstärke Theilt man sie in Sterne erster, zweiter rc. bis zehnter oder in den stärksten Fern- röhren bis sechszehnter Größe ein. Unser nächster Himmelskörper ist der Mond (50,000 Meilen); die Sonne selbst steht fast 20 Mill. M. von der Erde ab, und die verschiede- nen Planeten in kleineren oder größeren Entfernungen. Der nächste Stern außer unserm Planetensystem ist bereits 223,000 Sonnenweiten (1 Sonnen- weite — 20 Mill. M.) oder 4 */2 Billionen M. von uns entfernt; das Licht von ihm braucht 3 ('2 Jahr, um aus die Erde zu gelangen, obwohl das Licht in einer Minute über 2 '/2 Mill. M. zurücklegt. Vom Nordpolar- stern trifft das Licht erst nach 43 Jahren auf der Erde ein. Wie viel Meilen steht demnach der Polarstern von der Erde ab? Um sich an der Himmelskugel zurecht zu findeu, hat man dieselbe, wie die Erde, mathematisch eingetheilt. Schon oben (§ 4 — 8) haben wir die mathematische Eintheilung der Erdkugel voraus genommen, obwohl dieselbe nur von der Himmelskugel entlehnt ist. Auf der Himmelskugel unterscheiden wir zunächst drei größte Kreise, den Horizont, den Himmelsäquator und die Ekliptik. 1) Der wirkliche Horizont ist diejenige Kreislinie, welche mit der Him- melskugel einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt hat, die Himmelskugel in zwei gleiche Hälften theilt und genau in der Mitte zwischen Zenith und Nadir sich befindet. Bei dem scheinbaren Horizont (§ 3) bildet der Beobachter den Mittelpunkt des Kreises. Beide Horizonte laufen mit einander parallel und stehen um einen Erdhalbmesser von einander ab. Die Pole des Hori- zonts sind Zenith und Nadir. Zenith oder Scheitelpunkt ist derjenige Punkt des Himmels, welcher senkrecht über dem Haupt des Beobachters sich befin- det; ihm gegenüber liegt in der uns unsichtbaren Hälfte der Himmelskugel das Nadir oder der Fußpunkt. Zenith und Nadir sind die Punkte, welche vom Horizont am weitesten entfernt liegen; sie wechseln mit dem Standpunkt des Beobachters. 2) Der Himmelsäquator ist derjenige größte Kreis, welcher genau in der Mitte des nördlichen und südlichen Endes der Weltachse die Himmels-

7. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 328

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
328 fuget in eine nördliche und südliche Hälfte theilt. Die beiden Endpunkte der Weltachse scheinen keinen Theil an der Bewegung des Himmelsgewölbes zu nehmen, sondern unbeweglich zu bleiben. Diese Punkte nennt man die Weltpole; die beide Pole verbindende Linie ist die Weltachse, um welche die scheinbare Umdrehung des Himmelsgewölbes erfolgt. Den Nordpol des Himmels findet man nach der Alignementsmethode also: Wenn man das durch 7 helle Sterne leicht kenntliche Sternbild des großen Bären, welches für uns nie untergeht (Cireumpolargestirn), ins Auge faßt und von den beiden letzten Sternen des unregelmäßigen Vierecks eine Linie zieht und die- selbe fünf mal so weit verlängert, als die Entfernung der beiden Sterne von einander beträgt, so gelangt man zu dem Endpunkt einer ähnlichen Gruppe, des kleinen Bären. Dieser äußere Stern des kleinen Bären ist der nördliche Polarstern. Er beschreibt den allerkleinsten Kreis am Himmels- gewölbe. Parallel mit dem Himmelsäquator lausen die Wende- und Polar- und alle übrigen Breitenkreise. Diese alle werden wiederum von den Me- ridianen senkrecht durchschnitten; darunter versteht man diejenigen größten Kreise, welche durch die Pole, Zenith und Nadir, gehen und die Himmels- kugel in eine östliche und westliche Hälfte theilen. Mittags 12 Uhr steht die Sonne im Meridian des Beobachters, d. h. sie hat für den Tag den höchsten Stand erreicht oder sie kulminirt. 3) Die Ekliptik ist derjenige größte Kreis an der hohlen Himmelskugel, welcher durch die beiden Wendekreise begrenzt wird, den Himmelsäquator in einem Winkel von 23]/2° durchschneidet und die scheinbare jährliche Bahn der Sonne oder die wirkliche Erdbahn darstellt. Ihren Namen hat sie daher erhalten, weil nur dann eine Sonnen- oder Mondsinsterniß stattfinden kann, wenn der Mond sie durchschneidet oder unweit eines Durchschnittspunkts (Knoten) steht. Die Punkte der Ekliptik, welche den Aequator treffen, nennt man die Aequmoctial- puukte, die, welche die Wendekreise berühren, die Solstitialpunkte. Welche Punkte und Linien sind an der Himmelskugel zu merken, und was bedeuten sie? (Zeichnung.) Welche Linien hat man von der Himmelskugel aus die Erde übertragen? Wie bringt man die zwei Horizonte auf der Zeichnung an? § 122. Die Fixsterne, Planeten, Kometen und Sternschnuppen. 1) Die Fixsterne glänzen stärker und schwächer in sehr verschiedenem Lichte, und je nach ihrer Lichtstärke theilt man sie in Sterne von erster, zweiter, dritter bis zu sechszehnter und zwanzigster Größe. Bis zu sechster Größe sind sie dem unbewafstieten Auge sichtbar. In guten Fernröhren er- scheinen alle Fixsterne als ganz untheilbare Punkte ohne merklichen Durch- messer. Sie sind nicht gleichmäßig an der Oberfläche des Himmels vertheilt, hier scheinen sie dichter, dort dünner ausgestreut zu sein. Besonders dicht gedrängt erscheinen sie in der Milchstraße, welche sich durch das ganze Himmels- gewölbe hindurchzieht, in den Nebelflecken einzelner Sternbilder und in den Nebelhaufen. Die Entfernung der Fixsterne von der Erde kann mau sich kaum deut- lich vorstellen. Die nächsten Fixsterne können nach den angestellten Berech- nungen nicht unter 4 Billionen Meilen von der Erde abstehen; nennt man

8. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 330

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
330 auch Jakobsstab genannt wird. In der Nähe dieses Gürtels steht der merkwürdige Nebelfleck des Orion. Unter dem Wassermann niedrig im Süden zeigt sich Fomahand, ein Stern erster Größe im südlichen Fische. Verlängert man die Linie dnrch die Sterne im Gürtel des Orion südöstlich, so trifft man ans den schönsten Fixstern, ans den Sirius, im Kopfe des großen Hundes, woher er auch Hundsstern genannt wird. Unter den Zwillingen ist der kleine Hund, der ans zwei einander nahen Sternen be- steht. Einer derselben, Procyon, ist ein Stern erster Größe und bildet mit Sirius und Beteigeuze ein gleichseitiges Dreieck. Das oft genannte und schönste Sternbild der südlichen Halbkugel, das Kreuz, ist für unsere Breite begreiflich nicht sichtbar. Jeder der unzählbaren Fixsterne scheint eine selbstlenchtende Sonne zu sein; allein keiner behält im strengsten Sinne des Wortes eine und dieselbe Stellung zu den übrigen Sternen. So schwer gegenwärtig noch eigene Bewegung der Fixsterne wahrzunehmen ist, so läßt sich an derselben nicht zweifeln. Mit ihrer Ortsveränderung hängt die Annahme, daß auch unsere Sonne sich fortbewegt, zusammen. Der sehr unbedeutende Stern Nr. 61 im Schwan hat die schnellste scheinbare Bewegung, und mag also wohl trotz seines geringen Lichtes mit seiner ungeheuren Entfernung doch zu den uns nächsten Sternen gehören. Mit seiner ungemein schnellen Bewegung rückt er binnen 350 Jahren am Himmel um so viel weiter, als der scheinbare Durchmesser des Mondes beträgt; und in 9000 Jahren so weit, wie der Mond an einem einzigen Tage. Somit legt er jährlich einen Weg von 330 Millionen Meilen zurück, in einer Stunde also an 34,000 M. Ein Resultat der Untersuchung dieser Bewegungen der Fixsterne war, daß die Erde mit dem Sonnensystem jährlich einen Weg von 30 Mill. Meilen durch das Weltall macht, und daß die Fixsterne im Allgemeinen sich 2 '/2 mal so schnell als unsere Sonne durch den Himmelsraum hindurch bewegen. 2) Die Planeten, zu welchen auch unsere Erde gehört, glänzen nicht, wie die Fixsterne, durch eignes Licht, sondern werfen das von der Sonne empfangene zurück. In Bezug auf das ungeheure Fixsternenheer machen sie nur ein kleines eigenes Häuflein aus, welches durch seine seltsame Be- wegungen im Einzelnen ausfällt. Denn da unsere Erde in jeder Minute auf ihrer 232 Mill. Meilen langen Bahn einen Weg von 250 Meilen zurücklegt, und auch die übrigen Planeten rascher oder langsamer sich um die Sonne bewegen, so geschieht es häufig, daß wir z. B. einen Planeten ungefähr gleich rasch mit uns fortschreiten, dann ihn rückwärts, wieder vorwärts eilen oder gar stille stehen sehen. Dies blieb lange ein Räthsel. Die Planeten sind in Bezug auf Größe, Abstand von der Sonne, Geschwindigkeit, Trabantenzahl, physische Beschaffenheit von einander unter- schieden, in Gestalt, Mangel an eignem Licht, in der Aehnlichkeit ihrer Bahnen, in der Achsendrehung sind sie einander gleich. Man theilt die Planeten in 3 Gruppen ein: 1) die 4 innern, Merkur, Venus, Erde, Mars; 2) die 83 mittleren oder Planetoiden (Asteroiden), von denen keiner dem bloßen Auge sichtbar ist; 3) die 4 äußeren, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Von allen diesen Planeten sind auf der Erde nur 5 dem unbewaffneten Auge sichtbar; die übrigen nennt man daher auch teleskopische Planeten. Die 4 inneren Planeten sind der Sonne am nächsten; sie sind

9. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 336

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
336 Zusammensetzung schließen läßt. Sie sind zu allen Jahreszeiten wahr- zunehmen, am häufigsten jedoch um den 10. August und 11. bis 15. No- vember. Die November-Periode erreicht wieder alle 33 Jahr nhr Maxi- mum, was die Jahre 1799, 1833 und 1866 unwidersprechlich erwiesen haben. In diesen Jahren war am 12. bis 14. November in den ver- schiedensten Gegenden der Erde der Steruschnuppenfall so außerordentlich groß, daß man den Anblick eines himmlischen Feuerwerkes genoß. Alle bewegten sich in der Richtung von Osten nach Westen, in der Richtung zum Sternbilde des Löwen, nach welchem in dieser Zeit die Erde gerichtet ist. Für die August-Periode liegt der Hauptansgaugspunkt im Algol des Perseus, was mit der Stellung der Erde um diese Zeit zusammenhängt. Im Novenlber 1866 ist auch der außerordentliche Fall des Aufeinander- treffens zweier Sternschnuppen vorgekommen. Beide Sternschnuppen zer- platzten beim Zusammenstoß und ließen einen ringförmigen Kranz von Funken zurück. Es ist jetzt keinem Zweifel mehr unterworfen, daß die Sternschnuppen dem Kosmos, dem Welträume, angehören, kleine Asteroiden, Meteor- Asteroiden find, die in einem Strome von großer Mächtigkeit, vielleicht auch in zwei Strömen, die Sonne umkreisen. Diese Ströme liegen uicht in der Ebene der Erdbahn, sondern schneiden dieselbe in zwei Punkten (Knoten). Im August kommt die Erde dem einen, im November dem andern nahe, zieht dann eine Anzahl Sternschnuppen an, läßt sie uns als feurige Raketen erscheinen und darauf für immer verschwinden. Schwierig bleibt dabei die Entzündung dieser Körper zu erklären. Im August und November befindet sich die Erde auf der untern Seite der Sternschnuppenströme, d. h. sie ist näher bei der Soune als die Sternschnuppen, diesen ist also der Theil der Erdoberfläche zugekehrt, wel- cher Nacht hat, und die Sternschnuppen können gesehen werden. Zu an- derer Zeit aber befindet sich die Erde auf der äußeren Seite der beiden Ströme, ihnen ist die Erdseite, welche Tag hat, zugekehrt; wir können dann zwar die Sternschnuppen nicht sehen, aber dennoch verkünden sie ihre Nähe. Ein halbes Jahr nämlich nach der Novemberperiode, nämlich am 11. bis 13. Mai, geht die Erde durch den zweiten Knoten der Bahn des Novemberstroms, die Sternschnuppen werden nicht gesehen, weil sie der Sonne näher sind, sie gehen bei Tage vor der Sonne vorbei; man kann sie nicht sehen, weil sie zu klein sind und das Sonnenlicht zu sehr blendet, aber ihre Zahl ist doch so groß, daß sie der Erde einen Theil der Sonnen- strahlen entzieht, dadurch den wärmenden Einfluß der Sonne auf die Erde schwächen, die Verminderung der Wärme und die Kalte verursachen, welche nicht selten in jenen berüchtigten Maitagen (Mamertus, Pancratius und Servatius) den Frühlingsgewächsen so nachtheilig wird. Diese Hypothese bedarf natürlich noch der weiteren Bestätigung. Große, mit Rauch und Flamme erscheinende Sternschnuppen nennt man Feuerkugeln, von denen man zuweilen auch welche am Tage wahr- genommen hat. Ihre Erscheinung ist mitunter mit dem Herabfallen von Steinmassen, die man Meteorsteine nennt, verbunden gewesen. Sie haben eine Schwere von einigen Loth bis zu mehreren Centnern, und bestehen aus Eisen (Meteoreisen), Nickel, Kobalt, Kieselerde, Talkerde u. s. w.,

10. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 338

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
> - 338 - bildeten Atmosphäre umgeben ist. Mittels der Spectralanalrffe hat man bereits gefunden, daß sich in der Sonnenatmosphäre Natrium, Kalium, Calcium, Eisen und Magnesium findet, während Kupfer, Gold, Silber, Strontium, Aluminium, Blei, Quecksilber und Arsen darin fehlen. Man hat diese Beobachtungen auch bereits auf die Fixsterne und Nebelflecken aus- gedehnt. Als Bestandtheile der ersteren hat man Eisen, Calcium, Natrium, Magnesium und Wasserstoff erkannt. Im hellsten Stern des Orion scheint Wasserstoff zu fehlen; Aldebaran enthält Quecksilber, Antimon und Tellur. Die Nebelflecke sind als glühende Gasmassen ohne festen Kern erkannt worden, von welchen Wasserstoff und Stickstoff die Hauptbestandtheile zu sein scheinen Die mehrfach genannten Sounenflecke erklärt man sich als Schlackenbildungen, die bei der allmählichen Erkaltung der Sonnenoberfläche ebenso eintreten müssen, wie bei der Erde und allen andern Planeten, die in einem früheren Stadium ihrer Entwickelung ihr eigenes Licht besaßen. — Das Sonnenlicht erscheint ungebrochen unserm Auge — weiß; durch Regen- tropfen und ein Glasprisma wird es in die 7 Regenbogenfarben zerlegt: roth, hell- oder orangegelb, dunkelgelb, grün, hellblau, dunkelbau und violett. Daraus folgt, daß das weiße Sonnenlicht aus verschiedenfarbigen Strahlen zusammengesetzt ist, und daß es allein den Körpern die Farbenpracht mit- theilt, in welchen sie uns erscheinen. Das Licht bewegt sich von der Sonne Zur Erde in 8 Minuten; es legt also in einer Sekunde einen Weg von 41,000 Meilen zurück. Das ist die größte uns bekannte Geschwindigkeit. Diese Entdeckung verdankt die Astronomie dem Dänen Olof Römer 1676, welcher die Verfinsterungen der Jupiter-Trabanten genau beobachtete (§ 125). Die Erde ist demsel- den bald näher, bald ferner gerückt. Der Unterschied beträgt die Länge des Durchmessers der Erdbahn oder 42 Mill. Meilen. Jupiter verfinstert seine Trabanten, namentlich die drei ihm nächsten bei jedem ihrer Umläufe. Nach der Erfindung der Fernröhre berechnete man ganz genau die Zeit dieser Verfinsterungen. Die Beobachtungen stimmten mit den Berechnungen überein, wenn die Erde sich zwischen Sonne und Jupiter befand, aber wenn die Erde sich vom Jupiter enffernte, so stimmten sie nicht, und zwar trat in diesem letztern Falle die Beobachtung später ein, als die Berechnung bestimmt hatte. Die Ursache dieser Beobachtung fand Römer darin, daß das Licht Zeit gebraucht, um vom Jupiter zur Erde zu gelangen. Der Augenblick der Verfinsterung eines Jupiter-Trabanten und feines Austritts aus dem Schatten muß stets früher gesehen werden, wenn die Erde näher beim Jupiter steht, als in dem zweiten Falle, wenn sie weiter von ihm entfernt ist. Genaue Beobachtungen ergaben, daß das Licht den Durch- messer der Erdbahn (42 Mill. M.) in 16 Minuten durcheilt, und da die Sonne 21 Mill. M. von der Erde absteht, so gelangt das Sonnen- licht in 8 Minuten zur Erde. 2. Der Mond. Nur 5 Planeten haben Monde; auch unsre Erde wird nächtlich vom Lichte eines Trabanten erhellt. Unser Mond hat eine dreifache Bewegung: 1) um die eigne Achse, 2) um die Erde, 3) um die Sonne mit der Erde. Zur Umdrehung um seine Achse gebraucht er 27stz Tag. Da aber die Erde auf ihrer Bahn nie stille steht, so dauert es noch ungefähr 2ffs Tag, bis Erde und Mond wieder in die gleiche Stel-
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